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Das menschliche Gehirn neigt dazu, negative und zynische Kommentare leichter zu formulieren als konstruktive Kritik. Dafür gibt es neurologische, psychologische und soziale Gründe. Hier ein Überblick, warum das so ist und wie Social Media diese Tendenzen verstärkt:
Das menschliche Gehirn neigt dazu, negative und zynische Kommentare leichter zu formulieren als konstruktive Kritik. Dafür gibt es neurologische, psychologische und soziale Gründe. Hier ein Überblick, warum das so ist und wie Social Media diese Tendenzen verstärkt:
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Julian Schmitz
Schon komisch diese Kritik „auf Bluesky ist es zu nett” - spricht eher dafür wie sehr sich einige an das toxische Klima in anderen sozialen Netzwerken gewöhnt haben. Ich persönlich möchte mich nicht daran gewöhnen und denken, permanenter Hass sei der Kern von (digitalem) sozialen Austausch.
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1. Neurologische Faktoren: Die Negativitätsverzerrung
Das Gehirn ist evolutionär darauf ausgelegt, negative Informationen stärker wahrzunehmen. Diese „Negativitätsverzerrung“ half früher, Gefahren zu erkennen. Auf Social Media führt das dazu, dass Kritik oder Ärger oft im Fokus stehen.
2. Anonymität und fehlende Konsequenzen
Anonymität auf Social Media mindert Hemmungen, verletzende oder zynische Kommentare zu äußern. Ohne direkten Kontakt, der Empathie fördert, fühlen sich viele weniger verantwortlich. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit von impulsiven, negativen Äußerungen.
3. Soziale Dynamiken: Aufmerksamkeit und Bestätigung
Zynische Kommentare erzeugen oft mehr Likes und Retweets als konstruktive Kritik. Algorithmen belohnen Engagement – egal ob positiv oder negativ. Das verstärkt die Verbreitung von verletzenden Kommentaren und schafft einen Teufelskreis.
4. Emotionale Verarbeitung: Ärger ist einfach, Empathie komplex
Kritik, Zynismus sind spontane emotionale Reaktionen, die wenig Nachdenken erfordern. Empathische Kritik erfordert Selbstbeherrschung, Perspektivwechsel und Kommunikationsfähigkeit – ein aufwendigerer, weniger impulsiver Prozess.
5. Gruppenzwang und toxische Diskurskultur
In toxischen Diskussionen wird Zynismus oft als Zeichen von Intelligenz oder Überlegenheit wahrgenommen. Viele machen mit, um dazuzugehören oder nicht als „schwach“ zu gelten. Konstruktive Beiträge werden dagegen oft als naiv abgestempelt.
6. Fehlender Kontext und Empathieverlust
Auf Social Media fehlen Tonfall, Mimik und Gestik, die Empathie vermitteln. Geschriebene Worte wirken oft härter als beabsichtigt. Dies verstärkt Missverständnisse und die Neigung zu Negativität oder verletzenden Kommentaren.